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Miteinander leben - Unsere Partnergemeinde Ossa (Sachsen)

Seit den Kriegsjahren gibt es persönliche Beziehungen zwischen Menschen aus der Evangelischen Kirchengemeinde Ossa in Sachsen (zwischen Leipzig und Chemnitz) und der Evangelischen Kirchengemeinde Nieder-Ramstadt.

In den letzten Jahrzehnten, als sich zunächst Patenschaften zwischen evangelischen Kirchengemeinden in West- und Ostdeutschland entwickelten, vertieften sich die Beziehungen zwischen Nieder-Ramstadt und Ossa. Abweichend von den Vorgaben der Kirchenverwaltung beschloß der Kirchenvorstand in Nieder-Ramstadt, die traditionell gewachsenen Beziehungen weiter auszubauen. So hatten sich bereits vor der Wende viele Kontakte und Besuche ergeben.

Im Jahr 1992 besuchte erstmals eine große Gruppe aus Ossa und den umliegenden Gemeinden unsere Kirchengemeinde. 1993 kam es zu einem Gegenbesuch, bei dem wir nicht nur vieles über die soziale Lage und die politischen Entwicklungen, sondern auch über die kirchlichen Bedingungen nach 40 Jahren DDR-Herrschaft lernen konnten.

Seit der Wiedervereinigung haben sich die Patenschaften in Partnerschaften umgewandelt. Leider gibt es auch einen Trend, daß die Beziehungen lockerer werden. Wir von der Evangelischen Kirchengemeinde Nieder-Ramstadt und von der Evangelischen Kirchengemeinde Ossa wollen dagegen wirken.

25 Jahre Deutsche Einheit - Besuch bei der Partnergemeinde am 3. Oktober 2015

Vom 2. bis zum 4. Oktober 2015 besuchte eine Delegation aus der Ev. Kirchengemeinde Nieder-Ramstadt unsere Partnergemeinde Ossa. Niemand hätte es vor 30 Jahren für realistisch gehalten, dass eine Generation später Kinder und Enkel fragen würden: Wo verlief eine Grenze? Was, man durfte sich kaum besuchen? Das soll es bei uns in Deutschland gegeben haben?

Auf diesem Hintergrund war das Wochenende in Ossa von Dankbarkeit und Gotteslob geprägt. Christen aus Nieder-Ramstadt und Ossa wollten nicht vergessen, dass die friedliche Revolution von 1989 durch Gebete und Singen getragen wurde. Es war eine Freude am Dankgottesdienst in Leipzig teilzunehmen, der in der Katholischen Propsteikirche begann und dann mit einem Umzug durch Leipzig in die Evangelische Nikolaikirche führte, die Ausgangspunkt und Zentrum des friedlichen Protests 1989 war.

Wir erinnerten uns an den damaligen Pfarrer der Nikolaikirche, Christian Führer, der bekannt hatte: „Ohne Jesus im Rücken hätte ich das nicht geschafft. Da hätte mich die Angst aufgefressen.“ Und wir dachten an die Polizei, die 1989 bereitstand, um den friedlichen Prozess niederzuschlagen. Unser Lobgesang kam aus tiefem Herzen.

Beim anschließenden Mittagessen vor der Nikolaikirche löffelten wir symbolisch die Suppe aus, die wir Deutschen „uns zum Teil selbst und zum Teil anderen eingebrockt haben.“ Auch der Festgottesdienst am Sonntag in Ossa stand ganz im Zeichen des unverdienten Wunders vor unseren Augen. Und des freundschaftlichen Kontakts, der beide Kirchengemeinden miteinander verbindet.

Pfarrer Christoph Mohr

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